Ich hatte mich riesig auf das erste Babyschwimmen gefreut. Fips badet inzwischen recht gern und fürs Organisatorische drumrum hatten wir (eigentlich!) eine der drei Fipsomas organisiert. Daher, liebe Oma, bitte nimm dir folgenden Text nicht zu Herzen ❤ Wer Grippe hat, gehört ins Bett und nicht ins Schwimmbad! Dennoch gehören Ereignisse der höllisch lustigen Art chon zur Selbsttherapie auf den Blog.
Die Vorbereitung: Alles easy!
Mit Oma zum Halten, Wickeln und Betüdeln war es mir leicht erschienen. Aber als Organisationsgenie plante ich den Schwimmbadbesuch einfach noch einmal ohne Omabeteiligung:
- Ich würde die Tragetasche vom Kinderwagen mitnehmen, denn die könnte als Wickelunterlage dienen, damit ich mich nicht um die zwei Wickelstellen in der Umkleide prügeln müsste.
- Meinen Bikini würde ich gleich unterziehen, eine dünne Jacke tragen (Anti-Schweißausbruch-Taktik) und nur das Nötigste (Schlüppi, Schwimmwindel, Wechselwindel, Handtücher) einpacken, um nicht zu viele Taschen zu haben.
- Fertig!
Der Start: Noch läuft’s. Irgendwie.
Mit Fips in der Kinderwagenschale in der einen und der Badetasche in der anderen Hand zog sich der Weg vom Parkplatz ganz schön. Als ich noch hochschwanger in diesem Bad meine Bahnen zog, kam mir der irgendwie kürzer vor! Aber ich schaffte es mit einem mittleren Schweißausbruch (gut, dass ich die dünne Jacke anhatte). In der Umkleide parkte ich Fips samt Schale erst mal auf dem Boden und beglückwünschte mich zu meiner vorausschauenden Planung.
Aber… hatte das Bikinioberteil nicht mal besser gepasst? Sicher, es war ein Vor-Still-Modell, aber neulich hatte es doch nicht so eng gesessen…? Na ja, was soll’s. Ich würde einfach das Kind davorhalten. Im kneifenden Bikini hockte ich mich steinzeitmäßig vor meine Behelfswickelunterlagen und stopfte mein properes Fipsi in die Schwimmwindel. Sollte das Ding nicht bis 9 Kilo sein? Offenbar trägt Fips sämtliche Michelin-Pfunde am Po. Aber – zerr! rupf! schieb! – wir bekamen es hin.
Was ich nicht hinbekam: Wagenschale und Badetasche einhändig in den Schrank zu stopfen. Auf dem rechten Arm belancierte ich das Kind, mittig drohte der Stillbusenblitzer, und links stellte sich im Schrank alles quer. Mithilfe eines Fremdkind-Begleitpapas schaffte ich es schließlich: Schwitz! Ich knallte den Schrank zu, fummelte das Schrankbändchen-mit-Chip um mein Handgelenk (zum Glück hatte mein Vorgänger den Verschluss geschlossen gelassen, so dass ich nur noch meine Hand durchzwängen musste) und schritt mit Fips zur Dusche.
Mit Gezische schoss das Wasser aus dem Duschkopf. Gott, was war ich stolz, dass mein Baby hier nicht weinte! Wie gut, dass wir Duschen geübt hatten! Hah, ich bin eben eine Profimutter. Tralala. Fips würde das Vorzeigebaby des Kurses werden!
Rein ins Vergnügen! Oder doch erst die Arbeit?
Wir betraten die Schwimmhalle und ich stieg mit Fips ins flache, warme Babybecken, um uns beide zu akklimatisieren. Denn so heldenhaft wie wir bisher alles allein geschafft hatten, hatten wir uns ein wenig Wellness verdient.
Hier hatte ich auch Gelegenheit, die restlichen Teilnehmer des Kurses zu besichtigen: Im Gegensatz zu mir waren sie zu 95% im Doppelpack eingecheckt, luden nun in der warmen Schwimmhalle all ihre Klamotten ab (nix Schrankkampf) und zogen ihre Kinder in aller Ruhe auf den zahlreichen vorgewärmten Wickelkissen um. Tja. Hätte man das als Profimutter nur früher gewusst.
Leise beschämt tauchte ich mit Fips ins Becken. Aber auch das nur für einen Augenblick, denn Fips war das Eintauchen des Popos gar nicht recht! Auch die Lichtreflexe im Wasser wirkten verstörend, und der lustige Wassserspuckdrachen auch. Rabäh! Mäh! Bäh!! Ich streichelte, tröstete, erklärte – und beim zweiten Eintauch-Versuch war dann alles gut. Die Reflexe wurden bestaunt und der Drachen schaltete sich zum Glück ab.
Nach und nach stiegen weitere Mamis mit ihren Zwerglein zu. Ich sage absichtlich „Zwerglein“. Denn obwohl Fips, wie sich herausstellte, einer der jüngsten Kursteilnehmer war, gab es deutlich zierlichere Kursteilnehmer. Speck schwimmt oben, dachte ich mir, und im Wasser sind sowieso alle gleich. Der Kurs konnte also beginnen!
Plitsch-platsch, rabäh, rabäh!
Nun ja. Gleich waren die Babys zumindest darin, dass jedes Kind während der 30 Minuten Babyschwimmstunde mindestens ein Mal mehr oder weniger ausdauernd schrie. Fips mittendrin: Bei der Vorstellungssrunde wurde gebrüllt, beim Tanzen und Singen wurde gebrüllt, und die letzten zehn Minuten wurde durchgehend mutterherzzereißend geschluchzt. Denn da hatten Hunger und Erschöpfung endgültig über den (noch) zweifelhaften Spaß im Wasser gesiegt hatten.
Und ich? Ich fühlte mich furchtbar. Die anderen Muttis schoben gleichmütig lachend ihre fröhlichen oder ebenfalls brüllenden Kinder durch die Fluten; nur ich fühlte mich offensichtlich grauenvoll. Doch wie zur fröhlichen Stimmung zurückkehren? Keine Chance. Ich behielt die Uhr im Auge, tröstete mit Körperkontakt so gut es ging und sang tapfer das letzte Lied mit.
Das Schlimmste kommt zum Schluss
Himmel, war ich froh als ich endlich mein erschöpftes Kind aus den Fluten hieven konnte! Aber nun ging es für mich erst richtig los: Die zweite Dusche fand Fips gar nicht mehr toll. Mit dem schreienden Baby auf dem Arm zerrte ich die verdammt sperrige Kinderwagenschale und die Badetasche aus dem Schrank, balancierte alles über rutschigen Fliesenfußboden zurück in die Schwimmhalle und zog tropfend und klatschnass mein weiterhin protestierendes Fipslein an. Dass die Stillbrust dabei nicht nur blitzte, fiel mir erst hinterher auf, aber da war mir auch schon alles egal.
Fips brüllte weiter. Meine persönlichen Höllen-Highlights des Tages folgten: Denn wie geht man als Mama aufs Klo, wenn man allein unterwegs ist? Ich hatte keine Wahl. Ich stellte irgendeiner Kursmitmutter die Tasche mit dem schreienden Herzkind hin und hastete in die Klokabine. Barfuß und es war mir völlig egal, wie viel der Flüssigkeit auf dem rutschigen Boden aus Wasser bestand und woraus der Rest sich zusammensetzte. Hauptsache, es ging schnell!
Wieder zurück, schnappte ich mir mein Kind, und kämpfte mir in der Umkleide den nassen Bikini vom Leib, um wenigstens nicht auch noch eine Blasenentzündung zu bekommen. Splitternackt, nass und frierend hockte ich dann auf einem feuchten Handtuch und stillte, während ich eigentlich am liebsten geheult hätte. Profimutter? Sicher, aber ich bestimmt nicht.
Irgendwie kam ich in meine Klamotten, keine Zeit zum Eincremen der rauen Winterhaut und nichts wie raus! Ich holte mir von der Bademeisterin noch einen Anschiss ab, weil ich all dem Tohuwabohu auch noch meinen Schrank-Chip verloren hatte und dann waren wir endlich draußen!! Zu Tode erschöpft schlief Fips in der Trageschale ein und wachte nicht einmal beim Umsetzen in den Autositz auf. Am liebsten hätte ich mich danebengelegt. Noch 11 Mal Babyschwimmen? Wie sollte ich das überleben?!?!
Mutter Courage und ihre Kinder
Ich atmete tief durch und schluckte die ungeweinten Tränen hinunter. So furchtbar mir die letzte Stunde auch erschien, ich musste mich umprogrammieren. Als nervöse, gestresste Mutter würde ich Fips keine (Schwimm-)Hilfe sein. Und hatte Fips die ersten Minuten im Babybecken nicht genossen? Hatten seine Augen mit den Wassertropfen an den langen Wimpern, die meinen kurzen Borsten so gar nicht ähneln, nicht gestrahlt? Hatten die kleinen Beine nicht fröhlich gestrampelt? Daran wollte ich denken. Das Geschrei nach so langer Badezeit – okay, normal. Und die Hektik mit den Badesachen war meine Schuld gewesen – und auch wieder nicht, weil ich es beim ersten Mal nicht besser wissen konnte. Beim nächsten Mal würde ich besser organisieren, das versprach ich mir. Vor allem mir selbst. Denn ja, für mein Kind würde ich durch jede Hölle gehen, aber mir müssen dabei ja nicht unbedingt die Felle wegschwimmen.
Nachtrag: Eine Woche nach der nassen Hölle war ich mit Fips und dem Fipspapa schwimmen. Die Dusche war immer noch blöd, aber ich hatte die Badesachen mit diversen Beuteln perfekt durchsortiert und hätte Fips sich nicht bis auf den Body durchgekackt (ohne dass ich einen frischen zum Wechseln dabeihatte), wäre es absolut profimuttermäßig gelaufen. Na bitte.
Babyschwimmen kann schon sehr viel Spaß machen, wenn der oder die Kleine dafür zu begeistern ist 😀
Ansonsten kann es natürlich schwierig werden.
Mit besten Grüßen,
Gaby
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Das habe ich auch festgestellt 😀
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