Babys. Oh, diese speckigen Ärmchen und knubbeligen Beinchen, das winzige Knautschgesicht, der unverwechselbare Duft. Die große Augen, das kuschlige Anschmiegen, dieses völlig unschuldig, reine Leben ❤
Was war es (aus heutiger Sicht) doch einfach mit diesem kleinen Bündelchen Mensch, das nichts als Milch, Nähe und Schlafen wollte! Und Himmel, was gibt es heute manchmal für Tage, wenn nichts richtig ist, wenn die Verzweiflung über gefühlt Nichts zuschlägt und mit frechem Grinsen die Grenzen getestet werden. Holy Shit! Da wünsche ich mir fast die durchstillten Nächte samt Zombie-Tagen zurück. Da wusste ich wenigstens, was zu tun war!
Wenn ich mir jetzt, mit einem zweieinhalbjährigen Fips, die alten Fotos und Videos anschaue, werde ich manchmal wehmütig und kann den Satz „Ich vermisse mein Baby“ tatsächlich nachvollziehen. Die Natur hat schon ihre Gründe, warum sie den Nachwuchs so klein und possierlich liefert.
1. Gut für die Logistik
Das liegt natürlich auf der Hand: Einen lebenstüchtigen Teenager möchte ich nicht gebären müssen. Und auch an einem echten Frischling verhebt man sich am Anfang schnell: Ich weiß noch, wie ich mit dem 7-Kilo-Fipslein bei der Rückbildungsgymnastik geschnauft habe. Heute kann ich mehr als doppelt so viel Kind problemlos über längere Strecken schleppen. Aber die nötige Muskelmasse muss man/frau ja erst mal entwickeln.
2. Gut für die Wirtschaft
Ich wette, alle meiner geschätzten Leserinnen und Leser sind schon mal über einen Strampler in 50/52 in Begeisterung ausgebrochen. „Wie niiiedlich ist der denn? So klein! Stell dir mal vor, da soll das Baby wirklich reinpassen?! Und jetzt noch das Mützchen dazu! Wie winzig! Und die kleinen Socken… in den Body passt ja kaum meine Hand! Guck mal!“
Wer würde als Erstausstattung schon gern dutzendweise Business-Anzüge, XXL-Pullover und Schuhe in 42 kaufen wollen? Für uns selbst macht das vielleicht Spaß, aber die Bekleidungs-Branche würde weniger boomen, wenn die Nachkömmlinge einfach unser Zeug anziehen könnten.
3. Damit sie nicht auf dem Grill landen
Okay, ihr merkt, dass ich Grund 1 und 2 ein bisschen an den Haaren herbeigezogen haben. Denn im Grund gibt es nur einen einzigen Grund, warum Babys so unglaublich süß sind: Wir müssen sie lieben, damit wir dieses Ding namens „Erziehung“ durchhalten.
Ein Beispiel: Abends im Bett, gedämpftes Licht, Gemütlichkeit. Fips trinkt noch etwas. Statt das Wasser runterzuschlucken, lässt er es aus dem Mund auf den Schlafanzug pladdern. Ein nasser Fleck breitet sich aus. „Mama! Ich bin NASS!!“ Wir ziehen ein trockenes Oberteil an. Fips greift wieder zur Flasche und mit einem teuflischen Funkeln in den Augen wird der nächste Schluck Wasser aufs frische Hemd gespuckt. Ich atme tief. Fips sendet mir einen Kontrollblick, grinst breit und setzt erneut die Flasche an.*
Ganz ehrlich: Wenn Fips mich kurz nach der Geburt so herausgefordert hätte, wie jetzt manchmal/häfig/fast immer beim Einschlafritual, ich hätte das kleine Dingsbums danke-aber-nein-danke zur Babyklappe weitergereicht. Oder – zu Steinzeit-Zeiten – kurzerhand auf den Lagerfeuer-Grill gehauen. Himmel, meine Nerven!
Okay, nein, vermutlich hätte ich es auch dann nicht getan (man liebt sie ja auch schon, wenn sie noch im Bauch sind), aber in manchen Momenten würde ich die Froschlaich-Version durchaus vorziehen: Einfach Eier ablegen und abhauen, dann können die Kleenen zusehen, wie/ob aus ihnen Große werden.
So bin ich manchmal einfach nur ratlos. Wie setze ich Grenzen (durch)? Ja, bedürfnisorientiert. Ja, gewaltfrei. Ja, konsequent. Ja, wie also zur Hölle?!?
Eigentlich weiß ich die Antwort. Eigentlich weiß ich, dass ich nur ausgeglichen und gelassen sein muss. NUR. Hahahaha. Ha. Schluchz, schnief, schnauf. Wenn das so einfach wäre, nach Arbeitstagen, Haushalt, Parterschaft, den eigenen Struggles, Zyklustrouble und all dem ganzen Shit, den man als MENSCH einfach so mit sich herumträgt. Ich bin ja nicht nur vollfunktionsfähige Mother-Machine, sondern auch immer noch ein Wesen mit Geschichte und Persönlichkeit. Mit eigenen Lasten und Belastungen und Belastungsgrenzen. Ich kann mich selbst nicht ausblenden, nicht immer.
Also durchatmen und an früher denken. An mein klitzekleines Baby und unser Urvertrauen. An das Glück, das wir miteinander haben.
Alles ist eine Phase
Alles ist eine Phase. Und wenn ich daran denke, wie schnell die ewig erscheinende Babyzeit vorbei war, dann wird mir mein kleines Emotions-Monster auch irgendwann fehlen.
Immerhin darf ich jetzt ja noch helfen und trösten – auch wenn der Kampf manchmal dauert. Aber ich darf noch begleiten, da sein, und das ist etwas Kostbares, was ich vermissen werde. Spätestens dann, wenn sich der pubertierende Teenie wortlos in seinem Zimmer einschließt, ich keinen Zugang mehr zu den Stürmen bekomme, die da toben, und ich den mittlerweile recht lohnenswerten Braten liebend gern teeren & federn wollen werde.
* Nachtrag: Wir fanden schließlich heraus, dass Fips Hacki-Backi „ausspucken“ wollte. Haben dann besprochen, dass Hacki-Backi im Kinderlied im Badezimmer ausgespuckt wird, und nicht im Bett. Seitdem wurden keine weiteren Hacki-Backi-Spuckvorfälle mehr verzeichnet. Aber dafür hatten wir viele andere schöne Situationen, die meine Nerven genauso gut in Vibration versetzen.