Eine natürliche Geburt fasziniert mich: Schon während der Schwangerschaft bin ich immer wieder erstaunt, wie sehr mein Körper für das Entstehen eines neuen Lebens geeignet scheint. Sonst habe ich viel mit meinem Körpergefühl, mit meinem Aussehen und meinen Bewegungen gehadert, doch in dieser Zeit kommt mir plötzlich alles natürlich vor. Als sei ich tatsächlich dafür „gemacht“ worden.
Dementsprechend natürlich möchte ich auch mein Geburtserlebenis ablaufen lassen. Medizinische Eingriffe wie Medikamente, Damm- oder Kaiserschnitt möchte ich vermeiden (wenn sie nicht aufgrund von Komplikationen unvermeidbar sind). Stattdessen möchte ich auf das Wissen meines Körpers und auf auf unser Baby vertrauen. So bin ich über die Bloggerin und Insta-Mama misszimtundzucker auf das Konzept des HypnoBirthing nach Marie F. Mongan gestoßen und habe mir zwecks Geburtsvorbereitung gleich das Buch „Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt“
besorgt.
Dieses beschäftigt sich u.a. mit folgenden Inhalten:
- Eine Art „Geschichte der Geburt“: Vom natürlichen Ereignis zum medizischen Eingriff – und zurück zum HypnoBirthing
- Von der Macht der Furcht und der Macht des Geistes
- Vorbereitung von Geist und Körper durch die vier Basistechniken des HypnoBirthing
- Über Geburtsverlauf, Geburtspositionen und die Zeit danach
Ich habe das Buch mit viel Interesse gelesen: Marie F. Mongans‘ Beschreibungen „medizinischer“ Geburten, bei denen die Frauen bis in die 1970er Jahre hinein auf OP-Tischen festgeschnallt und unter Vollnarkose entbunden wurden, haben mich geschockt und absolut in meinem Wunsch nach einer natürlichen Geburt bestärkt. Ich will keine Gebärmaschine (oder noch weniger sein), sondern den Kontakt zu meinem Kind mit Liebe und Ruhe aufnehmen.
Dass dies nicht nur Verständnis auf Seiten des Entbindungspersonals voraussetzt, fand ich ebenfalls sehr interessant: Dass eine von Ängsten besessene Mutter keinen friedlichen, geburtsbereiten Körper haben kann, leuchtete mir ein.
Was für mich bei HypnoBirthing passend scheint:
- Geburt als natürliches Ereignis, für das mein Körper „gemacht“ ist
- Mutter und Kind als „Partner“ in Schwangerschaft und Geburt
- die Theorie von der Angst, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Schmerzentwicklung und -empfinden steht
- die Umbedeutung bzw. Umbenennung negativ besetzter Begriffe (z.B. von Wehe zu Welle, von Schmerz zu Druck)
- Tipps zu einer geburtsfördernden Ernährung
- Tipps zur körperlichen Fitness bzw. Übungen für einen entspannten Geburtsvorgang (z.B. Muskelkräftigung, Dammmassage)
- einfache Visualisierungsübungen
Was mir an diesem Ratgeber allerdings nicht besonders gefiel (wenngleich es verständlich ist), ist die Tatsache, dass es eher als „Anreißer“ für die teuren HypnoBirthing-Kurse dient. Man erhält zwar erste Informationen, aber als reines Buchwissen scheint die Technik nicht zu funktionieren. Oder empfand nur ich dies so?
Denn ich muss sagen, dass mir einiges an der Methode auch nicht gefiel bzw. einfach nicht zu meiner persönlichen Art und Weise passte.
Was für mich bei den HypnoBirthing-Techniken nicht passt:
- durch Text angeleitete Selbsthypnose: Kriege ich einfach nicht hin! Mein Kopf ist überall, aber nicht im Nirwana!
- auf Zählen fixierte Atemtechniken: Ist mir viel zu kompliziert. Und manchmal muss ich mittendrin nach Luft schnappen und komme mir völlig unfähig vor.
- gefühlt „überbordende“ Visualisierungs- und Entspannungsübungen: Wenn ich tausend Dinge beachten muss, kann ich mich überhaupt nicht entspannen.
- Übungen, die ich nicht allein machen kann/soll: Komme ich mir komisch vor.
- der versprochene „ehrerbietige Respekt“ des Klinikpersonals für eine HypnoBirthing-Geburt: Ich will meine Ruhe, alles andere brauche ich wirklich nicht.
Mein Fazit
Ruhe, Selbstbestimmung und Angstfreiheit – das nehme ich von Mongans Konzept mit. Aus ihren Übungen suche ich mir zusammen, was für mich funktioniert. Zum Beispiel kann ich mir die Gebärmutter als zunächst geschlossene und sich während der Geburt öffnende Blütenknospe gut vorstellen. Und ruhigen, kontrollierten Atem übe ich auch. Aber ohne Zählen.
Was mir auch gut gefallen hat, sind die diversen Vorschläge zum Geburtsablauf: Hier werden wir für das Vorgespräch in der Klinik zusammenstellen, was zu uns passt, und es entsprechend mit dem dortigen Personal absprechen. Aber den Brief werden wir nicht überreichen.
Insgesamt hat mich Mongans Buch wohl ein wenig selbstbewusster gemacht: Ich habe zwar immer noch keine Ahnung, was mich letztlich erwartet, aber ich vertraue meinem Körper noch ein wenig mehr. Und die Gespräche, die ich aufgrund der Lektüre mit dem Fipspapa geführt habe, haben uns beide auch wieder ein wenig mehr auf den wohl aufregendsten Tag unseres Lebens vorbereitet.
Kurz: Alles in allem eine interessante Literaturempfehlung für alle, die selbstbestimmt und in ruhiger Atmospäre gebären möchten! Ich bin jedenfalls gespannt, wie meine ganz persönliche Geburtspraxis aussieht und was ich letztlich von der Methode des HypnoBirthing umsetzen kann.
2 Gedanken zu “„HypnoBirthing“ nach Marie F. Mongan: Mein Pro & Contra”