Ich wurde mit Stoffwindeln gewickelt und spätestens, seitdem ich weiß, dass eine Windel 400 Jahre zum Verrotten braucht, war mir klar, dass ich das für unseren Fips auch probieren wollte. Ich möchte Müll so weit wie möglich vermeiden und mir gleichzeitig die erste Zeit mit Baby nicht unnötig schwer machen.
Kurz gesagt: Wir haben uns kein 100%iges Zero-Waste-Konzept vorgenommen, sondern eine Kombination aus Less Waste und Praxiskompatibilität beschlossen. Wie das in der Umsetzung mit Stoffwindeln, Pampers zweiter Wahl, Feuchttüchern, Waschlappen und Sammelbeuteln geplant ist, stelle ich euch in diesem Beitrag vor.
5 Wahrheiten über moderne Stoffwindeln
In den letzten 35 Jahren hat sich stoffwindelmäßig einiges getan. Wie funktioniert das heutige Prinzip nun? Beginnen wir von vorn:
- Nein, man muss nicht mehr mit rutschig verknoteten Mulltüchern kämpfen: Stattdessen gibt es (wegwerfwindelaufbauähnliche) Windelhöschen mit Knöpfen und Klettverschlüssen.
- Ja, es macht trotzdem mehr Arbeit als Mülleimer-auf-Windel-rein-Mülleimer-zu.
- Nein, es spart nicht unbedingt Geld: Der Anschaffungspreis muss zwar nur einmal gezahlt werden, aber dafür muss man viel waschen und dafür Wasserkosten zahlen.
- Ja, auch der Wasser- und Waschmittelkonsum ist ökologisch bedenklich.
- Ja, es gibt mindestens so viele Stoffwindelmodelle wie Wegwerfwindelhersteller.
Unsere Lebenssituation als Wickel-Grundlage
Die optimalen Voraussetzungen zum Wickeln mit Stoffwindeln sind entweder Hochsommer und eine Wäscheleine an der frischen Luft oder ein Trockner. Beides haben wir für unser Herbstbaby nicht zu bieten. Auch der Trocknungsraum ist in unserer (Noch-)Zwei-Zimmer-Wohnung begrenzt. Der Fipspapa ekelt sich außerdem sehr vor Windelinhalten, die nicht zu 100% aus Pipi bestehen.
Wir haben also eine Art Kompromiss beschlossen, den wir bei Bedarf an unsere Lebenssituation anpassen können (und werden):
- Für unterwegs und für „Notfälle“ besorgen wir normale Wegwerfwindeln. Dabei haben wir uns für das Angebot des mobilen Windelshops entschieden: Hier werden von einem „fliegenden Händler“ Windeln zweiter Wahl aus deutscher Produktion angeboten. Sprich: Wenn bei einer Pampers der putzige, ausgedruckte Elefant schief sitzt, gilt das Produkt als „zweite Wahl“. Dabei ändert ein schielendes Rüsseltier ja nichts an der Saugkraft (wohl aber am Preis: Unseren ersten 50er Karton Pampers haben wir für 5 Euro gekauft).
Der Nachteil: Der Windelshop hat keine Öko-Windeln im Sortiment. Je nach Verträglichkeit würde ich alternativ auf die besonders hautfreundliche Variante von LILLYDOO oder die kompostierbare Fairwindel zurückgreifen.
Für unser Stoffwindel-Experiment haben wir uns außerdem bei dem wunderschönen Hug & Grow Shop in Berlin-Moabit beraten lassen (Link unbedingt anklicken, der Laden hat die schönsten Kinderklamotten, die ich bisher sah, und jede Menge weitere tolle, nachhaltige Produkte rund ums Baby):
- Aufgrund unserer Wohn- und Waschsituation etc. wurden uns Überhosen von Milovia empfohlen, und zwar erst mal drei Stück: Eine zum Tragen, eine in der Wäsche und eine auf dem Trockenständer. Das Außenmaterial ist – ähnlich einer Regenjacke – aus wasserundurchlässigem PUL, welches schnell trocknet und anders als Wegwerfwindeln außerdem Luft an den Babypo lässt. Im Gegensatz zu kompletten Stoffwindeln, bei denen Einlage und Überhose zusammenhängen, können wir hier einzelne Einlagen einlagen und diese entsprechend separat zum Waschen oder Wegwerfen entnehmen.
Als Einlage habe ich PoPoLiNi Einweg-Windelvlies von der Rolle bestellt: Laut Herstellerangabe kann man dies einfach über die Toilette entsorgen. Das werden wir allerdings nicht machen, weil die gern mal Toiletten und Kanalisation verstopfen. Was ich nach dem Lesen der Kundenrezensionen allerdings probieren werd, ist Auswaschen: Vielleicht lässt sich das Vlies ja tatsächlich mehrfach verwenden.
- Außerdem haben wir auf den speziellen Wunsch des Fipspapas einen 10er-Pack Little Lamb Bamboo Booster
für den zarten Fipspopo dazugekauft.
Der Vorteil (was ich wirklich nicht wusste): Man kann die wiederverwendbaren Überhosen mit allem ergänzen, was der Haushalt hergibt. Spuck- bzw. Mullwindeltücher geben ebenso ein Einlage ab wie Molton, Waschlappen, Handtuchstreifen oder was man sonst zur Hand hat! Das war eine echte Überraschung für mich… und ich mag, wenn Dinge nicht nur mit vorbestimmten Produkten kompatibel, sondern vielseitig und flexibel lebenstauglich sind. Für zusätzliche Saugkraft und einen heilen Po auch bei raueren Materialien sorgen dann die weichen Booster.
Waschen oder Wegwerfen? Über Popo-Reinigung
Zuhause werde ich warmes Wasser und Waschlappen bzw. Moltontücher
verwenden. Wie das hier beim großen Geschäft aussehen wird? Mal sehen! Deswegen werden wir zusätzlich ein stinknormales Paket Feuchttücher hinlegen. Diese Wegwerftücher werden auch in die Windeltasche für unterwegs wandern: Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass es im Winter für Fips angenehm ist, mit einem steifgefrorenen Lappen aus dem Wetbag den Po gewischt zu bekommen.
Je nachdem, wie wir zurechtkommen, möchte ich allerdings auf immer mehr Lappen statt Wegwerftuch zurückgreifen. Grad am Anfang möchte ich uns aber eben auch nicht mit einer krampfhaften Null-Müll-Politik stressen – wir werden bei den ersten Ausflügen aufgeregt genug sein. Aber: Nachbesserung ist erwünscht und hoffentlich mit der Zeit möglich.
No Stink! Die Windel-Lagerung
Zuhause haben wir einen Windeleimer: Wegwerfwindeln rollt man auslaufdicht zusammen, wirft sie hinein und die Sache ist erledigt. Das Wegwerfvlies aus der Überhose ist da nicht so einfach zu handhaben, und wie der Eimer dann bei großen Geschäften aussieht und riecht, das möchte ich mir gar nicht vorstellen. Ich habe also beschlossen, Hundekotbeutel zur Zwischenlagerung zu verwenden:
Der Nachteil: Kompostierbare Kotbeutel sind überhaupt keine gute Idee. Sie werden nämlich weder aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, noch verrotten sie einfach so. Stattdessen wird die Umwelt durch Mikroplastikpartikel belastet. Alternativ werden Kotbeutel aus Recyclingmaterial oder aus Erdölalternativen wie Maisstärke
empfohlen. Für Erstere habe ich mich entschieden – als erste Maßnahme. Vielleicht fällt uns ja noch eine bessere und müllfreiere Lösung ein.
Für waschbare Windeleinlagen habe ich ein Wetbag besorgt: Dieser wasserundurchlässige Beutel mit Reißverschluss lässt Gerüche da, wo sie hingehören, und kann so unterwegs wie zuhause zur vorrübergehenden Aufbewahrung dienen. Außerdem sieht es sogar beinahe dekorativ aus! Und notfalls lässt er sich auch für den Transport nasser Badeklamotten einsetzen.
Oh, fast hätte ich vergessen zu erklären, dass dieser Beitrag eigentlich „Teil 1“ heißt: Es wird nämlich noch einen „Teil 2“ geben, in dem ich nicht nur über Stoffwindel-Kauf und -Theorie schreibe, sondern von unseren praktischen Erfahrungen berichte. Fortsetzung folgt also… ab Oktober!
2 Gedanken zu “Die Wickel-Odyssee: Stoffwindeln & etwas mehr”