Im ersten Trimester haben wir (fast) alle Zusatzuntersuchungen abgelehnt – wie komme ich nun plötzlich dazu, die Feindiagnostik machen zu lassen? Einfach Antwort: Ich habe es bis zu meinem Recherchebeginn für diesen Beitrag für einen ebenso festen Bestandteil der Vorsorge gehalten. Aber das ist es nicht.
Deswegen fasse ich hier noch einmal zusammen, wozu die Feindiagnostik zwischen der 21. und 24. SSW eigentlich gedacht ist. Und wer sich durch all das Medizinerdeutsch durchgekämpft hat, der bekommt am Ende noch einen Bericht über das überraschende Ultraschall-Abenteuer mit unserem Fips.
Von manchen wird es spielerisch als „Babyfernsehen“ bezeichnet; besonders kristische Hebammen nennen es dagegen eine „Fehlersuche“. Tatsächlich ist es eine Kombination aus beidem: Die besonders detaillierten Aufnahmen bei dieser Ultraschalluntersuchung bieten nämlich nicht nur einen einzigartigen Ausblick auf das Baby mit seinem niedlichen Gesicht, sondern scannen auch seinen ganzen Körper auf mögliche Fehlbildungen.
Die Feindiagnostik
Die gesamte Untersuchung findet (wie der zweite Ultraschall) mithilfe eines Kontaktgels und einem hochauflösenden Ultraschallkopf durch die Bauchdecke der Mutter statt.
Was wird untersucht?
- Bei der Biometrie werden zuerst Kopf, Bauch und Oberschenkelknochen vermessen. Danach folgt die Untersuchung von Organen und weiteren Körperpartien wie Gehirn, Gesicht, Augen, Mund, Nacken, Wirbelsäule, Armen, Beinen, Herz, Nieren, Lunge etc. Genau geprüft wird dabei die korrekte Ausbildung als auch auf die zeitgerechte Entwicklung.
- Bei der Farbdoppleruntersuchung wird zuerst das kindliche Herz auf Fehlbildungen untersucht. Danach sind die fetomaternalen Gefäße dran, d.h. alles, was sich Mutter und Baby teilen. Entsprechend wird die Durchblutung der Plazenta getestet, um sicherzugehen, dass das Kind optimal versorgt wird.
Kommt das Baby mehr nach Mama… oder mehr nach Papa?
Durch die hohe Auflösung lassen sich dabei auch die Gesichtszüge des Babys erkennen. Gegen einen Aufpreis wird sogar ein kleines 3D-Video des in der Gebärmutter schlafenden oder strampelnden Babys angefertigt, das man mit nach Hause nehmen darf. Genau das dürfte auch der Grund sein, wieso die Feindiagnostik so beliebt ist: Man kann das Kind eben schon sehen. Man kann dem Ungeborenen lange vor der Geburt begegnen – und die Geduld hier im Zaum zu halten ist nicht gerade leicht.
Wann wird die Feindiagnostik angeordnet?
Die Feindiagnostik wird von der Krankenkasse übernommen, wenn der behandelnde Frauenarzt es „aus guten Gründen“ empfiehlt. Mein Frauenarzt hat zum Beispiel zwar die Fips-Blase, aber nicht die Fips-Nieren gesehen wie er mir mit einem Augenzwinkern mitteilte. Anders gesagt: Alles in Ordnung, aber wir müssen ja was auf die Überweisung schreiben.
Für viele Eltern – auch für uns – ist die Feindiagnostik also auch eine Möglichkeit, noch einmal auf Nummer Sicher zu gehen. Empfehlenswert wird es – außer bei bereits erkennbaren Auffälligkeiten – aber erst, wenn
- bereits Erbkrankheiten in der Familie bekannt sind
- die Eltern an Krankheiten wie Diabetes mellitus leiden
- bereits ein Geschwisterkind mit Fehlbildungen auf die Welt kam
- in der Frühschwangerschaft Medikamente eingenommen wurden
- die Schwangere Röntgenstrahlen ausgesetzt war
- Probleme in der Frühschwangerschaft auftraten
- eine altersbedingte Risikoschwangerschaft vorliegt
Stellt sich bei der Feindiagnose heraus, dass Fehlbildungen vorliegen, besteht die Möglichkeit einer Spätabstreibung: Nach einer umfassenden Beratung und der Bestätigung durch weitere Ärzte muss sich die Mutter bzw. müssen sich die Eltern innerhalb von drei Tagen entscheiden. Doch soweit will ich nicht denken und die statistischen Werte geben mir auch Recht: Gerade mal 0,2% aller Schwangerschaften werden aufgrund der Feindiagnostik abgebrochen.
Unsere Feindiagnostik
Eins vorweg: Unser Fips ist blitzgesund. Und wir sind sehr glücklich!
Vor dem Termin zur Feindiagnostik war ich – wie vor jeder „Begegnung“ mit dem kleinen Bauchzwerg – sehr aufgeregt. Der weltbeste Ehemann hatte sich extra freigenommen und so saßen wir dann kribbelig zwischen all den Frauenmagazinen in der Arztpraxis und konnten uns beim besten Willen nicht auf Sky Du Monts neueste Vor-Nach-Mittendrin-Ehekrise konzentrieren.
Schließlich waren wir dran: Der Arzt erklärte noch einmal, dass es bei der Feindiagnostik zu Befunden kommen könne, die das Gebiet der Gendiagnostik streifen würden und möglicherweise negative Erkenntnisse zur Folge haben könnten. Zum Glück hatte ich durch die Recherche für diesen Beitrag etwas mehr Ahnung, wovon er sprach, und war deswegen nicht weiter aufgeregt. Das Alles-gut-Gefühl hielt an.
Als Nächstes ging es auf die Liege. Kontaktgel auf den Bauch und auf zur Fips-Rundreise! Der kleine Schlawiner hatte allerdings beschlossen, es uns ein bisschen schwer zu machen: Er lag kopfüber und mit dem Gesicht zur Wirbelsäule gemütlich in meinem Becken – mit der berühmten „Gesichtserkennung“ war es also schon mal nichts. Fetales Nasenbein (das finale Nasenbein bildet sich ja erst später), Gehirn, Augenabstand, Schädelknochen, Oberschenkel, Ärmchen, Wirbelsäule… alles war wunderschön und heil und gesund.
„Wollen Sie das Geschlecht auch wissen?“, fragte der Arzt. „Ach, wir wissen ja schon Bescheid, aber Sie können ja noch mal gucken“, sagten wir. Und hah! Pustekuchen! Nichts wussten wir, gar nichts! Entweder ist Fipsi ein spontaner Gestaltwandler oder mein Frauenarzt hatte sich verguckt! Jedenfalls war plötzlich alles anders – und wunderbar, denn ob Junge oder Mädchen: Fips ist Fips!! Und wir freuen uns riesig.
Der Arzt wollte allerdings nicht nur einen Blick zwischen Fips‘ Beine werfen, sondern lieber das Gesicht sehen: Nach dem Knochenbau sei die Wahrscheinlichkeit für eine Gaumenspalte aka Hasenscharte zwar gering, aber man sei erst sicher, wenn man auch die Haut gesehen habe. Gesagt, getan: Um den Fips zum Umdrehen zu bewegen, wurde mein armer Bauch gedrückt und beklopft wie eine Hüpfburg. Auf dem Ultraschall konnten wir genau sehen, wie Fips durchgeschüttelt wurde – aber entweder genoss er die Massage oder wurde durch das mittlere Erdbeben erst recht bockig.
Langes Schütteln, kurzer Sinn: Das Gesicht blieb in Privatbesitz. Lediglich ein Profilbild haben wir bekommen (und sind natürlich beide vollkommen verliebt und unseren Zwerg). Aber ganz ehrlich? Die Geschlechtsumwandlung war aufregend genug – einen direkten Blick in Fips‘ volle Physiognomie hätte mich vollkommen überfordert! Aber ich bin glücklichglücklichglücklich über unser kleines Löwenkind und so geht’s dem weltbesten Fipspapa… es ist alles gut und könnte schöner nicht sein ❤
2 Gedanken zu “Die Feindiagnostik – wozu eigentlich?”