50 Shades of Schwangerschafts-Pain

Schwangerschaft ist Bauchsache? Von wegen! In diesen spannenden neun Monaten ist buchstäblich der ganze Körper in Aufruhr. Nicht nur die Hormone stellen sich um, sondern auch Bänder, Sehnen und Gelenke lockern sich. Dass das nicht schmerzfrei vonstatten geht, kann man sich denken, und teilweise ist Fips wie ein Folterknecht am Werk. Ich habe deshalb mal meine absoluten Lieblingsschmerzen und ein paar kleine Hilfsmittel zusammengestellt.

Kopfschmerzen

Die Hormonumstellung, Stress, Überforderung, Verspannungen, ein niedriger Blutzuckerspiegel, Dehydrierung oder Erschöpfung – es gibt viele Gründe für Kopfschmerzen und gerade in der Frühschwangerschaft können sie gehäuft auftreten.

Was helfen kann:

  • bewusst viel trinken! Am besten 2-3 Liter Wasser, Tee oder dünne Saftschorlen am Tag – und bei drohenden Kopfschmerzen gleich zwei Extragläser Flüssigkeit (wirkt oft Wunder)
  • Schlaf
  • eine Nackenmassage oder ein Wärmekissen

Wer wie ich unter Migräne leidet, sollte sich spätestens nach den ersten drei Schwangerschaftsmonaten von Dolormin und Diclofenac verabschieden, denn diese Wirkstoffe sind schädlich für das Baby. Zugelassen sind 1.000 mg Paracetamol auf einmal: Diese Dosis kann laut meiner Hebamme sogar alle 6-8 Stunden wiederholt werden (nicht mehr als 3.000 mg pro Tag). Außerdem bieten viele Hebammen Akupunktur oder Tapen als natürlich wirksame Hilfsmittel an.

Brustschmerzen

Der Klassiker Nr. 1: Schmerzende Brüste deuten auf Wachstum hin und diese Vorbereitung auf die Stillzeit beginnt schon, wenn das Baby noch ein Reiskorn ist. Progesteron und Östrogen sind dafür zuständig, dass die Brüste und vor allem die Brustwarzen zeitweise (und wiederholt) zum absoluten Sperrgebiet mutieren: Anfassen strengstens verboten! Ein guter BH kann hier ein wenig Abhilfe schaffen – besonders nachts, wenn Bettdecke oder Nachtwäsche plötzlich unangenehme Reibung erzeugen.

Was noch helfen kann:

  • warme Bäder mit Orangen- oder Rosenblütenessenz
  • warme Kompressen mit verdünntem Sandelholz-, Melissen- oder Lavendelöl
  • Packungen mit Heilerde, Quark und/oder Ringelblumentinktur

Schmerzen im Brustkorb

Um dem Baby im späteren Stadium der Schwangerschaft mehr Platz zu bieten, dehnt sich der Brustkorb ein wenig. Das klingt ganz reizend, aber tatsächlich ist es mein persönlicher Lieblingsschmerz: Es fühlt sich an wie eine mittelalterliche Foltermethode, bei der eiserne Zwingen zum Einsatz kommen, um langsam die Rippen auseinanderzudrücken. Das Gefühl dabei erinnert an einen wirklich verdammt engen BH – oder an die Tage, an denen einem zu Teenagerzeiten die Zahnspange verstellt wurde. Mit anderen Worten: verdammt autsch!

Außerdem kommt dazu, dass ich diesem Schmerz als einzigem von allem nicht wirklich positiv entgegentreten kann. Ja, Fips braucht Platz – das sehe ich ein. Doch ein Kreuz wie ein Preisboxer habe ich mir nie gewünscht. Aber wie es aussieht, sitzt Fips Folterknecht hier am längeren Hebel und Abhilfe gibt es auch nicht. Hier kann man nur abwarten, dass der Schmerz vergeht, BHs von Mama borgen oder (alternativ) gar keinen anziehen, um das Gefühl von Enge nicht noch zu verstärken.

Schmerzen unter dem Rippenbogen

Besonders rechts oben drückt es als wolle das Baby sich mehr und mehr Platz verschaffen: Im dritten Trimester erreicht die Gebärmutter bis zu 36. SSW ihren Höchststand und das geht nicht nur auf die Lunge, sondern drückt auf gegebn den Rippenbogen. Rechts häufig mehr als Links, denn hier sitzt die Leber.

Was helfen kann:

  • gerade Sitzen und sich generell gerade halten
  • ein warmes Bad
  • Yogaübungen wie z.B. der Half Moon, bei dem der Bauch maximal viel Platz bekommt

Unterbauchschmerzen

Es zieht wie beim Eisprung, manchmal tagelang und wiederholt während der ganzen Schwangerschaft: Schmerzen in Becken, Unterbauch und Leiste gehören zu den ersten Symptomen der Schwangerschaft; später sind sie außerdem Anzeichen für die sich dehnenden Mutterbänder. Kein Wunder: Hier wirkt schließlich nicht nur das 20-30fach höhere Gewicht der Gebärmutter, sondern auch das Gewicht des Babys, und das alles will getragen werden.

Was helfen kann:

Rückenschmerzen

Hier kommt der zweite Klassiker: Viele Frauen klagen bei fortschreitender Schwangerschaft über Rückenschmerzen. Schuld daran sind die sich allgemein lockernden Bänder und die typische Hohlkreuzhaltung, die sich oft durch das ziehende Gewicht des Bauches einstellt.

Was dagegen helfen kann:

  • Bettruhe (= ausstrecken) und Wärme
  • flache Schuhe statt High Heels
  • Schwimmen (besonders Rückenschwimmen)
  • Gymnastik wie zum Beispiel die Yogaübung mit dem schönen Namen Cat/Cow:

Bis jetzt bin ich tagsüber von Rückenschmerzen verschont geblieben. Was bei mir häufiger vorkommt, ist Rückenschmerz nach einer Nacht im Bett. Und das bei einer neuen Matratze? Super, ich war begeistert – bis mir auffiel, dass meine neue Matratze extra hart ist (der weltbeste Ehemann nennt meine Schlafgehvorbereitungen ins Brett gehen): Normalerweise bin ich Bauchschläfer, da finde ich das sehr bequem. Aber Fips kann es gar nicht leiden, wenn der schöne Kugelbauch plattgedrückt wird und so schlafe ich mit dem Stillkissen auf der Seite. Die harte Brett-Matratze gibt hier kein bisschen nach – daher die Rückenschmerzen! Auf einer weicheren Matratze oder auf dem Sofa gibt es keine Probleme: Hier wird sogar der Bauch zusätzlich noch etwas gestützt.

Steißbeinschmerzen

Nannte ich die Brustkorbfoltermethode meinen Lieblingsschmerz? Dann habe ich die Steißbeinprobleme wohl vergessen. Sie machen zwar keinen dicken Po, aber wer sich jemals das Steißbein geprellt hat, weiß, dass es trotzdem absolut keinen Spaß macht. Hinsetzen, hinlegen, aufstehen, bücken… autsch, autsch, autsch und nochmal autsch! An diesen Tagen fühle ich mich wirklich wie ein schwerbehindertes Walross und dabei bin ich gerade mal im 6. Monat.

Lange hielt ich den Steißbeinschmerz für eine irgendwie positive Yoga-Nebenwirkung, als Auswirkung der neuen Beweglichkeit. Halbrecht hatte ich auch: In der fortschreitenden Schwangerschaft dehnen sich das hintere Mutterband und der Beckenboden. Diese Muskeln setzen  vorm am unteren Rand der Schamfuge an und ziehen über die Beckenseiten nach hinten bis zum Steiß- und Kreuzbein. Durch Yoga und seine Dehnungsübungen werden sie zusätzlich belastet, was einen Beckenboden-Muskelkater verursachen kann.

Schmerzende Füße und Knöchel

In der 22. SSW machen sich bei mir die zusätzlichen Kilos bemerkbar: Mit dicken Beinen oder Wassereinlagerungen habe ich bisher nicht zu kämpfen (diese lassen sich oft auch durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr verhindern), aber nach aktiven Tagen/Stunden machen sich Füße und Knöchel bemerkbar. Das liegt sowohl an der Belastung als auch an der generell fortschreitenden Aufweichung.

Was helfen kann:

  • eine Fußmassage – entweder mit der Hand (so erreicht man auch die Knöchel) oder mit den sogenannten Togu Brasils, die eigentlich für Tiefenmuskulatur und Ausdauertraining gedacht sind.
  • warme oder kühlende Fußbäder
  • Zehenkrallen – ein dünnes Tuch auf den Boden legen und versuchen, es mit den Zehen aufzuheben
  • Beine hochlegen und ausruhen

Ausruhen hilft übrigens wirklich gegen vieles: Schwangerschaft ist aufregend und verändernd und sich Zeit für diesen Umsturz zu nehmen, ist das Beste, um auch die schmerzvollen Tage zu genießen.

2 Gedanken zu “50 Shades of Schwangerschafts-Pain

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..