Der positive Schwangerschaftstest kam an einem Samstagmorgen und trotz eigentlich eindeutiger Vorboten für mich völlig überraschend.
Der werdende Papa wurde aus dem Schlaf gerissen und freute sich. Sofort. Und ich? Ich habe meine Eltern angerufen (meine Mama war vollkommen begeistert von den Oma-Aussichten) und war eigentlich völlig durch den Wind. WaswaswasohGOTT! Meine Theorie von den Salmonellen war damit erledigt. Und plötzlich entdeckte ich noch etliche weitere von der Liste der Schwangerschaftsanzeichen:
Aber vorherrschend war der Schock: Jetzt ändert sich mein Leben. Oder nicht ganz – eher: Jetzt ändere ich mein Leben. Denn dass ich alles für den Fips tun würde, war mir ab der ersten Sekunde klar. Nichts sollte ihn gefährden, nichts ihm schaden. Aber was war mit mir? Gehörte mir mein Körper noch? Würde ich eine gute Mutter sein? Würde ich schlaflose Nächte überstehen? Würde ich, könnte ich, hätte ich…? Ein Wochenende lang lag ich auf dem Sofa und musste mich erst einmal wieder in die Spur bringen. In die Mama-Spur.
Panik und andere Schwangerschaftsanzeichen
Ich hatte immer gedacht, dass ich mich sofort schwanger und glücklich fühlen würde. Stattdessen war mir die nächsten vier Wochen vor allem schlecht, schwindelig und sonst nichts. Abends vorm Einschlafen dachte ich an das Baby: an stundenlanges Schreien, meine Maulwurfsblindheit ohne Kontaktlinsen, an Trotzphasen, an hilflose Erziehungsversuche und zuwenig Liebe.
Trotzdem war es schön, anderen vom Fips zu erzählen – besonders der Familie, denn die freute sich ausnahmslos, dass der weltbeste Ehemann und ich nach einer doch recht turbulenten Vorgeschichte den nächsten Schritt machen würden. Und mit dem Erzählen wurden auch meine Sorgen weniger: Ich begann, weniger an Horrornächte und mehr an das erste Lächeln zu denken. An speckige Keksbeine, die ich würde knuddeln können, und an die ersten Fahrkartenknips-Zähnchen.
Und als wir beim Ultraschall in unserem reisgroßen Fips ganz unverhofft den ersten Herzschlag wummern hörten, war ich verliebt. Genau wie der weltbeste Ehemann, der urplötzlich alles Mögliche im Auge hatte (sind aber auch staubig, diese Arztpraxen).
Mit wachsendem Bauch wächst auch die (Vor-)Freude
Was die Freude weiter vergrößerte, war der langsam zunehmende Bauch. Bis etwa zur 10. SSW sah man bei mir praktisch gar nichts – doch obwohl die Hosen theoretisch noch passten, war es unmöglich geworden, sie anzuziehen: Denn dann musste ich buchstäblich alle fünf Minuten aufs Klo. Mit dem weltbesten Ehemann kaufte ich also Schwangerschaftsleggins-mit-Bauch und ein Schlabberhemd, und trug beides zusammen mit Hot Pants, die ich im letzten Jahr praktischerweise übergroß gekauft hatte.
Mit den Klamotten aus der Mama-Kollektion und ausgestattet mit zwei Büchern zu Schwangerschaft und Kleinkinderziehung fühlte ich mich etwas „angekommen“. Dass die Übelkeit und der Schwindel langsam nachließen, war ebenfalls von unschätzbarem Wert: Ich begann, mich zwar nicht überströmend schwanger zu fühlen, aber wieder wie ein Mensch. Für das Schwangerschaftsgefühl sorgte erst der Fips, der mit Bauchzwicken und -zwacken nicht nur seine Wachstumsphasen markierte, sondern bei Überforderung welcher Art auch immer ein deutliches „bis hierher und nicht weiter“ signalisierte.
* Gegen Übelkeit hilft – neben regelmäßigen kleinen Mahlzeiten – Ingwer: Viele empfehlen Ingwertee oder Ingwerkekse. Bei mir war es kandierter Ingwer, der so ekelhaft seifig und scharf schmeckte, dass ich mich während des Kauens am liebsten übergeben hätte – aber danach wurde es seltsamerweise besser. Außerdem empfahl mir meine Hebamme ein homöopathisches Mittel namens SEPIA D 12, das einigermaßen half.
Gegen die Kreislaufprobleme sollen angeblich 3 Liter Flüssigkeit (Wasser, Tee), 5 kleine und über den Tag verteilte Mahlzeiten, Schlafen mit erhöhtem Kopf, leichte Bewegung und Traubenzucker helfen. Tat es bei mir nicht. Das Einzige, das half, waren Korodin Herz-Kreislauf-Tropfen, die mir schon zu Teenagerzeiten öfter auf die Füße geholfen hatten. Von der Arzneimittelprüfstelle embryotox wurde allerdings empfohlen, die Tropfen in sehr heißes Wasser zu geben, um vor der Einnahme den enthaltenen Alkohol verdampfen zu lassen.
Fazit: Mein erstes Trimester
Es war anstrengend und sehr aufregend. Es gab ein paar Momente, in denen ich vor Überforderung in Tränen ausbrach – zum Beispiel als ich entdeckte, dass meine Frauenärztin in Pension gegangen war, die neue Ärztin krank wurde und ich mit schmerzendem Bauch plötzlich ohne Erstuntersuchung, aber mit viel zu vielen Sorgen dastand. Inzwischen kann ich ganz gut fühlen, dass es dem Fips gut geht und ob die aktuellen Bauchschmerzen von Stress, zu langem Sitzen oder von einer Wachstumsphase kommen.
Ich bin manchmal schwach und manchmal zum Heulen traurig. Ich bin manchmal müde und schlafe den ganzen Nachmittag. Ich muss akzeptieren, dass der Fips über meinen Körper, meinen Kreislauf und manchmal sogar über meinen Willen bestimmt. Ich finde mich nicht immer schön. Die Beziehung zum weltbesten Ehemann ist nicht immer einfach und muss gepflegt werden – gerade weil wir beide so sehr geflasht davon sind, ab Herbst für immer zu dritt zu sein.
Doch ich habe vier Fragen gefunden, die in schlechten oder auch nur angestrengten Momenten fast immer weiterhelfen:
Wenn ich diese Fragen beantwortet habe, weiß ich oft besser, was ich für mich tun kann – oder was zu besprechen oder zu unternehmen ist, wenn der weltbeste Ehemann und ich uns mal grundlos beharken. Und das Beste: Diese Fragen werden auch beim Fips weiterhelfen. Wir können also gar nicht früh genug anfangen, Antworten zu üben.
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