Wir hatten die Schwangerschaft nicht geplant – nicht zu diesem Zeitpunkt. Erst einmal wollten wir unser Haus bauen und dann weitersehen. Der Fips – zunächst passend zur Größe „Himbeerchen“ genannt – sah das anders.
Trotzdem wartete ich gar nicht ab, ob ein zweiter Strich im Fensterchen erscheinen würde, als ich am ersten Tag meiner überfälligen Periode den Schwangerschaftstest machte: Es konnte gar nicht sein und überfällig war ich schon öfter gewesen.
Wenn ich im Nachhinein jetzt genau überlege, war da ein ganz schwacher zweiter Schatten eines Strichs zu sehen gewesen, bevor ich den Test in den Mülleimer pfefferte. Aber ich dachte nur: Jaja, blabla, kann ja gar nicht. Und war komischerweise trotzdem enttäuscht.
In der Woche darauf dachte ich stattdessen, ich bekäme Salmonellen. In meinem Unterbauch zwickte und zog es pausenlos, mir war latent schlecht und schwach fühlte ich mich auch – das konnten nur Salmonellen sein. Hatte ich schließlich schon mal gehabt, damit kannte ich mich aus! Der weltbeste Ehemann bestand nach einer Woche Überfälligkeit trotzdem auf einem weiteren Test.
Das Instagram-Paralleluniversum der Möchte-Mamas
Am Abend davor war ich allein zuhause und tat, was ich noch nie gemacht hatte: Ich begann auf Instagram nach Hashtags wie #schwangerschaftstest und #kinderwunsch zu suchen. Prompt und wie Alice ins Kaninchenloch stürzte ich in ein Paralleluniversum: Bevölkert wurde dieses von scheinbar ausschließlich babyfixierten Frauen, die nicht nur positive Schwangerschaftstests, sondern auch ihre Fruchtbarkeitskalender, Sexfrequenzen und Fehlgeburtsängste miteinander teilten.
Ich war ziemlich schnell wieder draußen aus diesem Universum. Diese Art der Schwangerschafts-Hysterie war für mich eindeutig zu viel. Wenn da jemand in mir wachsen sollte, wäre er willkommen – wenn nicht, dann würde ich das sicher nicht in heller Panik mit aller Welt teilen. Doch ich beschloss, am nächsten Morgen nicht nur einen, sondern sicherheitshalber zwei Tests zu machen.
Das hätte ich mir sparen können. Der fette zweite Strich des ersten Tests konnte vom fetten zweiten Strich des zweiten Tests gar nicht mehr getoppt werden.
Mit meinem Schmerzbauch stand ich da und starrte auf den Teststreifen. Ich konnte es nicht glauben. Freu dich, dachte ich, freu dich. Aber meine erste Reaktion war eher ein waswaswasohGOTT!! Mit dem Test in der Hand schwankte ich zitternd ins Schlafzimmer und riss den weltbesten Ehemann aus seinen Träumen. „Du musst mal wachwerden!“, habe ich seiner Aussage nach gequiekt – und das mindestens so aufgeregt wie die Instagram-Mamas-to-be.
Aber die beiden Striche waren kein surreales Foto in irgendjemands Account, waren kein Wunschtraum einer KiWu-Mutti. Sie waren wirklich da. Da war jemand. In mir.
Und willkommen oder nicht: Jetzt musste ich es doch teilen. Die Striche mussten irgendwie in die Realität übersetzt werden, jemand musste Bescheid wissen. Und so blieb es in den ersten Wochen: Es war nur real, wenn ich mit jemandem darüber sprechen konnte. Ansonsten war ich einfach nur verwirrt.
Zwei Striche. OMG.
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