20 Monate. Komischerweise war das „meine Zahl“, wenn ich theoretisch über Stilldauer und Abstillen nachdachte. Praktisch machte Fips mit 19,5 Monaten nicht die geringsten Anstalten zu einem freiwilligen Rückzieher.
Diesen Rückzieher, diese freie Entscheidung, hatte ich mir für mein Kind immer gewünscht. Jetzt kommt es anders: Ich muss für ein paar Tage weg und wir werden die „Gelegenheit“ des Mama-Entzugs nutzen, um Fips zu entwöhnen.
Ich darf wehmütig sein, ich darf mich auf Freiheiten freuen, ich darf über die Schattenseiten nachdenken, ich darf alles. Schließlich war die Stillzeit etwas Besonderes mit Fips und etwas Einzigartiges für mich. Denn Wiederholen wird es sich nicht, und von etwas Schönem für immer Abschied zu nehmen, ist nicht leicht. Auch nicht zum allerpassendsten Zeitpunkt.
Woran ich mich für immer in Liebe erinnern will
- der magische Moment des „first latch“… dieses Gefühl, das so ganz neu war und mir klarmachte, dass da wirklich ein Baby sein würde
- der entspannte Seufzer, wenn Fips sich nachts zufrieden schnorchelnd von mir wegrollt
- unser Abendritual, wenn der Fipspapa und ich noch ein wenig plauderten, während Fips schweinemilchmäßig an der Brust zur Ruhe kam
- der abendliche Abschied mit „noch einmal trinken auf jeder Seite, dann kuscheln wir noch ganz doll, bevor Mama geht“, wenn der Fipspapa mit der Einschlafbegleitung an der Reihe war
- Generell: die Momente, in denen Milch an einem anstrengenden Chaostag Seelenfrieden und neue Kraft wachsen ließ
- das Gefühl, wenn sich ein kleiner Mensch in glücklichem Genuss auf meinem Schoß zusammenrollt oder entspannt auf meiner Brust einschlief
- das scheibenwischermäßige „Bruststreicheln“ beim Stillen
- der schmatzende Kommentar „… ‚meckt gut!“ und Aussagen wie „… ‚weinchen mag auch Milch“
Was mir nicht fehlen wird
- Kneifen und Nippelzwirbeln
- endloses Brustfordern bis zum Wundsein in anstrengenden Nächten
- wütendes Brustschnappen bei ausufernder Einschlafbegleitung
- unkontrolliertes Oberteilrunterzerren in jeder Gesellschaft
- die aufgesprungene Haut an Händen und Füßen, wenn ich das Trinken vergaß und mein Körper in den Baby-First-Modus schaltete
Worauf ich mich freue
- so viel Ananas und andere „verbotene Früchte“ zu essen wie ich will!!
- Berliner Weiße zu trinken… grün, bitte!
- meine Klick&Klack-Stilloberteile und -BHs abzugeben
- wieder unpraktisch-hübsche Stücke zu tragen, wenn ich Lust darauf habe
- dem Fipspapa alle Argumente zu nehmen
- wieder öfter alleine in die Badewanne zu gehen
… und nachdem ich eine Weile nur wehmütig Abschied nahm, freue ich mich inzwischen ein klein wenig auf die neuen Wege, die wir für den Austausch von Liebe & Geborgenheit finden werden. Wege, die für einen stetig größer und selbstbewusster werdenden Fips angemessen sind.
Manchmal habe ich ein bisschen Angst vor meinen neuen Brüsten.
Ich habe auch Angst vor dem Moment, wenn ich „trinke mache“ zum ersten Mal ablehnen muss. Nicht „machen wir später“ sagen kann, sondern denken muss „nie mehr“. Große Angst. Mir kommen die Tränen, weil jetzt so viele letzte Male vor uns liegen – das letzte Abendritual dieser Art, die letzte Morgenmilch – und noch mehr, weil diese letzten Male rasend schnell weniger werden. Ich habe große Angst vor der ersten Nacht ohne milchige Einschlafhilfe. Angst vorm ersten Chaostag ohne Zaubermittel.
Aber ich werde die Angst verschlucken und stark sein. Denn nachdem Fips mich gestern mit einer langen, langen Umarmung begrüßte und heute Morgen brustfrei mit dem Kopf an meinem Hals auf mir einschlief, bin ich mir endgültig sicher, dass wir neue Wege finden ♡