Mein Stoffwindel-Test… hui oder pfui?

Ich gebe es zu: Ich schiebe diesen Blogbeitrag seit Ewigkeiten vor mir her. Einige von euch haben gefragt, wie es mit den Stoffwindeln läuft – denn ich war ja sehr idealistisch und so sehr gewillt, mein Baby nicht mehr zu unserem Müllberg beitragen zu lassen als unbedingt nötig.

Mein Stoffwindel-Fail

Ihr ahnt es… gleich kommt das Geständnis, dass ich auf ganzer Linie versagt habe. Exakt. Denn so ist es. Dafür gab es folgende Gründe:

  • Ich hatte nicht von Anfang an die richtigen Einlagen parat (Die IKEA Waschlappen sollen super sein… meine Bamboo Booster und Vlies waren einfach zu wenig; Spuckwindeln und normale Waschlappen taugten als zusätzliche Schicht nicht) und Fips war jedes Mal innerhalb kürzester Zeit durchgestrullert.
  • Was tun mit den vollgemachten Windeln? Sofort waschen oder irgendwo (und idealerweise stink- und gammelfrei) zwischenlagern? Wo soll der zusätzliche Windeleimer in unserer Mini-Wohnung Platz finden, ohne dass wir reintreten oder Türen sich nicht mehr öffnen lassen?
  • Fips wuchs und wächst wie Wildkraut und so passten die mitwachsenden Überhosen-Modelle schon nach kurzer Zeit nicht mehr.
  • Der Fipspapa hat mich bei dieser Art der Windelei nicht unterstützt, sondern pochte (nach anfänglicher Begeisterung für die hübschen, bunten Milovia-Überhosen) auf Wegwerfwindeln. Mit vollgekackten Stofffetzen wollte er lieber nichts zu tun haben.

Sind das Ausreden? Habe ich es überhaupt richtig versucht? Ehrlich gesagt kann ich das nicht wirklich beantworten. Stolz bin ich jedenfalls nicht.

Faule Mama, müllige Mama?

Doch oberflächlich betrachtet stimmen die genannten Gründe sogar. Aber dahinter steht ein ganz anderer Grund – simpel, vielleicht schwächlich, aber letztlich ausschlaggebend. Ich habe es einfach nicht hingekriegt.

Als Fips auf der Welt war, war die Welt neu (ist sie immer noch, beinahe jeden einzelnen Tag). In den ersten Tagen haben wir diesen kleinen, zerbrechlichen Körper gehandhabt wie eine brennende Stange Dynamit: Vorsicht, Vorsicht, gleich knallt’s! Eine normale Windel anzuziehen, winzige Ärmchen in Ärmel zu friemeln oder beim Stillen die Brustseite zu wechseln war schon aufregend!

Und kaum hatte man das geschafft, kaum war die Stange Dynamit abgekühlt und zu einem händelbaren Baby geworden, kamen mit der morgendlichen Wäsche und dem abendlichen Erzähl-Quengeln neue Rituale dazu. Wir waren müde. Das Wochenbett verlangte seinen Tribut und mein Körper brauchte Zeit, um sich zu erholen. Mein Geist brauchte Zeit, um alles zu verkraften, und die gab es oft nicht mal.

Mitleid für die Mutti?!

Will ich jetzt jammern? Nein, eigentlich nicht. Denn die erste Zeit war – genau wie die jetzige – sehr schön. Sehr schön, aber auch sehr aufregend und sehr voll, sehr erfüllend und sehr verschlingend.

Ich war froh, wenn ich Fips satt, sauber und trocken hatte. Und wenn ich das Gleiche auch für mich bewerkstelligt hatte. Dabei hatte ich keinen Nerv für Schickimicki-Baby-Klamotten, die zuviele oder Knöpfe an den falschen Stellen hatten. Keinen Nerv, selber etwas anderes als bequeme Jogginghosen anzuziehen, der Schönheit wegen zu putzen oder komplizierte Sachen zu kochen. Alles war (und ist manchmal immer noch) sehr down to the roots.

Und dabei blieben die Stoffwindeln auf der Strecke. Punkt, kurzum, so ist es.

Dabei erschrecke ich vor mir selbst – wie die Maßstäbe sich ändern. Hochschwanger dachte ich an Müllberge und Umweltbelastung… jetzt denke ich daran, dass mein Kind einen trockenen Po und trockene Klamotten braucht. Und ich wähle den wahrlich einfachsten Weg dorthin.

Ich bewundere die Mamas, die zwischen all diesem Neuen ihren Idealismus behalten und durchziehen. Ich ziehe den Hut, doppelt und dreifach, bodentief. Wie macht ihr das?!? Was mache ich falsch, dass ich das nicht hinkriege?

Trotzdem: Die Tipps der Windel-Versagerin

Dass ich das Thema Stoffwindeln für mich abgeschrieben habe, will und kann ich nicht wirklich rechtfertigen – auch nicht mit den Öko-Windeln, die wir stattdessen benutzen. Aber ich kann aus meiner Erfahrung ein paar Punkte zusammenstellen, die allen Stoffwindel-gewillten-Mamas vielleicht schon bei der Vorbereitung helfen können, damit sie nicht in dieselbe „Falle“ tappen wie ich:

  • Holt euch vorab professionellen Rat. Und zwar nicht nur bei einer Stoffwindelberatung, sondern am besten bei einer Freundin o.ä., die selbst mit Stoffwindeln wickelt. Im Text habe ich euch ein paar entsprechende Insta-Profile eingebaut, die vielleicht hilfreich sein können.
  • Welche Stoffwickelsysteme (Einlagen, Booster, Überhosen, komplette Stoffwindeln…) verwendet sie für welches Babyalter und warum? Welche Erfarungen hat sie gemacht?
  • Schaut euch bei ihr genau an, wie sie ihren „Arbeitsplatz“ (= den Wickeltisch) aufgebaut hat: Wo liegt was? Was braucht sie in Griffnähe?
  • Wie wollt ihr vollgemachte Windeln aufbewahren bzw. waschen? Welcher Windeleimer hält den Anforderungen stand? Denn es bleibt ja nicht bei vergleichsweise harmlosem MuMi-Kack, sondern wird ab der Beikost recht geruchsintensiv… und der Sommer kommt auch.
  • Steht ihr beide hinter dem Stoff-System oder ekelt sich einer von euch? Lieber ehrlich sein, ansonsten steht man am Ende allein mit viel Wäsche und trotzdem mit einem Müllbeutel da.
  • Investieren (logischerweise am besten Second Hand) und probieren.

Zu guter Letzt: Kosten und Ökobilanz aus Profi-Sicht

Meine Erfahrungen kennt ihr nun. Für eure eigene Entscheidung habe ich neben den obigen Tipps auch noch ein paar weitere, vielleicht hilfreiche Artikel herausgesucht:

Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr es locker geschafft oder seid ihr ebenfalls gescheitert? Sind Wegwerfwindeln eure erste Wahl gewesen oder habt ihr euch später doch noch für die Stoffvariante entschieden?

11 Gedanken zu “Mein Stoffwindel-Test… hui oder pfui?

  1. Vanessa schreibt:

    Hey immerhin versucht 👍🏻 Ich hatte ganz kurz über Windelfrei nachgedacht, aber nicht einen Tag in der Praxis versucht.

    Am Ende geht es darum alle glücklich zu machen und das geht halt oft über praktisch, statt über Ideale.

    Nächste Station BLW statt Brei, mal sehen wie es damit läuft 🤪.

    Gefällt 1 Person

    • Sabine Wirsching schreibt:

      Bin gespannt, was eine Freundin demnächst über windelfrei zu berichten hat…! Das stelle ich mir auch als Abenteuer vor.
      Hier kombinieren wir Brei und BLW ein wenig… es gibt was auf dem Löffel, aber „passendes“ Essen auch auf die Hand bzw. Auf die Kauleiste. Klappt so ganz gut!

      Like

      • Anke schreibt:

        Wir kombinieren auch BLW und Brei, das ist für uns alle die entspannteste Variante. Über einen Beitrag, wie es bei euch funktioniert, würde ich mich sehr freuen!

        Like

      • Sabine Wirsching schreibt:

        Wir arbeiten noch daran. Im Moment betrachtet Fips Breiessen noch als Abenteuer und nicht als Mahlzeit… ähnlich ist es mit allem, was man in der Hand halten und zermanschen und/oder auf den Boden werfen kann! Was gebt ihr denn beim BLW so in die Händchen?

        Like

  2. Anke schreibt:

    Als Fingerfood geben wir meistens nicht ganz so matschige Sachen, weil diese dann auch überall nur nicht im Mund landen 😀 Hirsekringel, Reiswaffeln, Gurke funktionieren ganz gut, die isst sie schon selbstständig wie eine „Große“.

    Like

  3. Theres Philipp schreibt:

    Finde es super, dass du es probiert hast. Und der wichtigste Tipp ist in jedem Fall wirklich der, den Rat einer Freundin einzuholen, die sich damit auskennt. Und das am besten nicht einmal, sondern so oft es nötig ist. Hätte auch fast aufgegeben, wenn es da nicht jemanden gegeben hätte, der mir immer und immer wieder gezeigt hätte, was ich falsch mache.

    Like

    • Sabine Wirsching schreibt:

      Ich bewundere immer noch jeden, der das durchzieht und jedes Mal zwickt mein schlechtes Gewissen mich wieder. Aber allein (ohne guten Rat und auch ohne Experientierfreude auf Papaseite) wäre es noch ein Punkt auf der Liste, und ich würde meinen Alltag damit sehr überfüllen. Nichtsdestotrotz ist da immer wieder dieses Dilemma, wie sehr man sich selbst über die Umwelt stellen darf… oder ob eine ungestresste Mutter nicht auch wichtig ist. Also um es kurz zu machen: Chapeau für dich!! Ich find es toll ❤

      Like

      • Theres Philipp schreibt:

        Ich denke, eine ungestresste Mutter ist für das Kind weitaus wertvoller, als das Tragen einer Stoffwindel. Natürlich steht auf der anderen Seite die Umwelt. Aber auch wenn das jetzt platt klingt – vielleicht ist es aus Sicht der Umwelt mehr wert, einen guten Menschen zu erziehen, der die Natur liebt und schützt, als ein Kind mit Stoffwindeln aufwachsen zu lassen.

        Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..