Warum wollen die bloß alle meinen Bauch anfassen?

Kennt ihr das? Sobald sich der Babybauch zeigt, werden manche Mitmenschen extrem freundlich – um nicht zu sagen zudringlich: Bei Verwandten und Freunden geht es meist noch in Ordnung, wenn sie sich buchstäblich mit ausgestreckten Armen auf einen stürzen, um den Bauch zu streicheln. Die erweiterte Familie darf das (obwohl ich als nicht als extrem kuschelaffiner Mensch mich, ehrlich gesagt, erst mal an diese Art der Vorfreude gewöhnen musste).

Was allerdings eher verschreckend ist, sind die Zuneigungsbekundungen weltfremder Leute. Sei es die Omi im Supermarkt oder der Nebenmann an der Ampel – plötzlich hat man – patsch! – eine Hand auf dem Bauch, die da einfach nicht hingehört. Das kann durchaus zur Schockstarre führen und dazu, dass man die wohlmeinende Begleitfrage – „Wann ist es denn soweit?“ oder „Was wird es denn?“ – mit einem „Pfoten weg!“ beantworten möchte. Tatsächliche empfinde ich diese besondere Form der Berliner Höflichkeit an dieser Stelle als durchaus angebracht.

Doch was bringt fremde Menschen dazu, Babybäuche zu berühren? Ich habe mir mal ein paar Gedanken gemacht.

1. Ein Babybauch fühlt sich einfach gut an

Das ist tatsächlich die naheliegendste Erklärung: Denn ein fester, praller Schwangerschaftsbauch ist etwas Schönes. Ich habe früher nie verstanden, wieso werdende Mütter ihren Bauch streicheln, jetzt ertappe ich mich selbst bei dieser neuen Lieblingsbeschäftigung – und genieße es dabei unendlich. Ein dicker Bauch ist einfach eine pralle Portion Leben und es ist schön, ihn zu berühren. Vermutlich sollte ich einfach dankbar sein, dass ich für dieses tolle Gefühl keine fremden Muttis überfallen muss.

2. Babys machen glücklich

Schwangerschaften und Hochzeiten haben eins gemeinsam: Im Normalfall wird dem Verkünder der Botschaft von Herzen gratuliert. Dabei ist oft gar nicht klar, weshalb: Schließlich wird jede dritte Ehe geschieden und die niedlichsten Kinder sind als Teenager nachweisbar und größtenteils scheussliche Stinktiere. Trotzdem wird der Anfang gefeiert.

Vielleicht, weil sich jemand traut, trotz der unbequemen Fakten „ja“ zu sagen und den Versuch einer glücklichen Ehe entgegen aller Erfahrungswerte zu wagen? Oder weil der Beginn eines neuen Lebens trotz all der Konflikte, Stressfaktoren und verschmierter Breichen immer wieder ein Wunder der Natur bedeutet? Wahrscheinlich.

Denn Babybäuche und Hochzeiten bedeuten so etwas wie Neuanfänge: Besonders ein Kind ist wie der Beginn einer neuen Zeitrechnung – im wortwörtlich ganz Kleinen. Es bedeutet neue Chancen, neue Wege, neues Glück, neue Dummheiten… und letztlich den Fortbestand des Lebens. Und das ist durchaus ein Grund zum Feiern – wenn auch bitte ohne Ringelpiez-mit-Anfassen!

3. Mama-Durchsetzungsvermögen will gelernt sein

Als gute Mutter sollte man nicht nur bedingungslos lieben, sondern sich auch durchsetzen können – deswegen ist dieser Punkt für mich der wichtigste grund für die Bauchtatschereien. Denn die werten Mitmenschen wollen einen gar nicht begrabbeln: Sie wollen einem vielmehr helfen, eine gute Mutter zu sein!

Wer sich hier traut, ein robustes „Pfoten weg!“ auszusprechen und konsequent auf die Umsetzung dieser Anweisung achtet, beweist, dass auch das Handling bockiger Kleinkinder kein Problem sein sollte. Die Frontalangriffe auf die intimen Bereiche (und dazu zähle ich den Bauch einfach mal, auch wenn er sich über der Gürtellinie befindet) sind somit eine wertvolle, erziehungsfördernde Maßnahme.

Muss man den Bauchgrabschern nun dankbar sein? Vielleicht. Aber soweit, dass sie ihre Pfoten auf meinem schönen Babybauch liegen lassen dürfen, geht die Dankbarkeit dann sicher eher nicht.

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4 Gedanken zu “Warum wollen die bloß alle meinen Bauch anfassen?

  1. 500woerterdiewoche schreibt:

    „Pfoten weg“ ist in dieser Situation eine vollkommen angemessene, ja, möglicherweise noch zu freundliche Antwort. Aber ich bin froh, dass du das mit Humor tragen kannst 😉

    Übrigens finde ich, auch die engsten Verwandten dürfen ruhig vorher fragen 😉

    Gefällt 1 Person

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