Hilfe, mein Partner interessiert sich nicht für die Schwangerschaft!

Endlich schwanger! Man hat es sich so gewünscht und wenn es endlich so weit ist, dreht sich die ganze Welt nur noch um den Bauch. So ging es zumindest mir als werdender Mama. Der Fipspapa-in-spe war nach der ersten Freude gar nicht mehr so excited. Warum das so war, warum wir zwischenzeitlich Pausen voneinander brauchten und was uns wieder zusammenbrachte, erzähle ich in diesem Beitrag.

Der Fipspapa und ich kannten uns viereinhalb Jahre als ich schwanger wurde. Wir hatten einige wilde Zeiten, Trennung inklusive, und sind mittlerweile ein halbes Jahr verheiratet. Kurz: Wir sind keine Zufallsbekanntschaft mehr, die irgendwie in eine Beziehung rübergerutscht ist, sondern wir haben uns für alles entschieden – für uns, für gemeinsame Zukunftspläne und für Fips. Wieso ich das erzähle?

Weil die Sache mit der bewussten Entscheidung füreinander die Beziehungsarbeit nicht abschließt: Es gibt immer gute, mittlere und auch schlechte Phasen. Stress auf der Arbeit, ein neues gemeinsames Hobby oder einfach nur zu viel Alltag: Jede Veränderung (oder auch ein Stillstand) im Leben kann einen Phasenwechsel einläuten.

Alles wird anders – Wahrheit oder Pflicht?

Ein Baby zu bekommen gehört hier ganz sicher nicht zu den kleinsten Veränderungen und Herausforderungen. Im Gegenteil: Keinen Spruch bekommt man in der Schwangerschaft öfter zu hören als „Wenn das Baby erst da ist, wird alles anders“. Auch wir haben ihn ungefähr 43 Trillionen Mal gehört. Und jedes Mal schauten wir uns an, blickten auf unsere gesunde, stabile und liebevolle Beziehung und dachten: Pfffft. Wir schaffen alles. Schließlich erwarteten wir ein Baby – das Ergebnis und die (wenn man so will) Krönung unserer Liebe. Es würde sicher nicht leicht, das erwarteten wir nicht, aber wir hatten ja uns. Zusammen könnten wir alles durchstehen, alles meistern.

20 Monate nach Fips’ Geburt kann ich sagen: Ja, wir haben es bis hierher geschafft. Wir haben es gemeistert. Aber es ist verdammt noch mal alles anders und „zusammen“ ist nicht immer der Begriff, der auf die letzten zweieinhalb Jahre zutrifft. Denn als Paar – so sehr man auch harmonieren mag – ist man nicht EINS – man bleibt ZWEI. Zwei Perspektiven, zwei Erziehungsansätze (mindestens), zwei Wesen voller Bedürfnisse – wenn es ein EINS gibt, dann ist das die vorübergehende Einheit von Mutter und Kind. Und das verändert alles. Tatsächlich.

Stop: Freust du dich denn gar nicht?

Der Kinderwunsch war beim weltbesten Ehemann etwas ausgeprägter als bei mir. Ich habe zwar ein Kind in meinem Leben gesehen und mir auch Gedanken zur Erziehung etc. gemacht, aber er hat das Bedürfnis öfter und deutlicher geäußert. Und als es dann soweit war (und ich angesichts der berühmten zwei Striche zunächst in Schockstarre fiel), hat er sich voller Stolz gefreut.

Doch nach der ersten Freude konnte er nicht mehr all zu viel mit dem Babythema anfangen. Stolz – ja, aber eine echte Verbindung? Nein. Damals fand ich das blöd und seltsam, aber 1) ist dies eine häufige Reaktion bei werdenden Vätern und 2) verstehe ich es heute besser: Während ich werdende Mama beinahe täglich Veränderungen (oder doch immerhin Übelkeit, haha) bemerkte und eine immer engere Verbindung zu meinem wachsenden Bäuchlein aufbaute, änderte sich für den werdenden Vater zunächst gar nichts. In seinem Alltag spielte das Kind noch gar keine Rolle. Abgesehen von der Tatsache, dass er seine sonst eher entspannte Partnerin gegen launische, weinerliche und irgendwie „kränkliche“ Lady mit tausend Sonderwünschen eingetauscht hatte.

Kurz: Er lebte einfach weiter und ich taumelte durch einen Gefühlssturm aus Verwirrung, Umsturz und Sensation. Manchmal habe mir manchmal gewünscht, dass sich meine innere Aufregung auf irgendeine Weise (am besten telepathisch) auf den weltbesten Ehemann übertragen würde. Damit er dasselbe fühlte wie ich und ich mit dem kleinen Chaos in mir nicht länger allein wäre. Stattdessen war seine Reaktion auf meine täglichen Wunder bei weitem nicht so emotional wie die der stolzen Väter auf dontforgetdads, und manch Mal war ich ein wenig enttäuscht. Er freute sich, er war stolz – aber ich spürte mehr als das, viel mehr.

Pause: Auf dem Weg zum Elterndasein

Statt unser EINS in der Schwangerschaft erst recht zu zelebrieren, haben wir uns ein wenig entfernt. Wir haben zwar viel Zeit getrennt verbracht, aber ohne das streitbar genervte Du gehst mir auf den Geist-Gefühl, was sonst mit einem Beziehungstief einhergeht. Okay, oft reagierten wir angesichts der neuen Situation auch gereizt und explosiv aufeinander, aber vor allem brauchten wir in den ersten Schwangerschaftsmonaten offenbar einfach viel Raum für uns selbst. Denn der Kopf war voller Ängste:

  • Was würde mit Fips auf uns zukommen?
  • Würden wir dem gewachsen sein?
  • Was zur Hölle passierte überhaupt gerade mit uns?

Viele, viele Fragen, und keine Antworten. Die würde erst das Leben zu dritt liefern können und bis dahin würde es noch eine ganze Weile dauern. Was also tun bis dahin? Hatte da nicht jemand auch etwas von „Genießt noch die Zeit zu zweit“ gesagt?

Restart: Reden, reden, reden

Wir krochen also wieder aus dem Schneckenhaus, setzen uns bewusst wieder zusammen und teilten die Gefühle, die uns jeweils durch den Kopf gingen – egal, wie unaussprechlich sie erschienen. Und Überraschung! Dabei entdeckten wir einige Fragen, die uns beide quälten und die wir zusammen plötzlich sogar beantworten konnten:

  • Wann und warum brauchen wir Zeit für uns?
  • Warum reagieren wir manchmal gereizt? Häufigste Gründe sind hungrig, müde, einsam oder ängstlich.
  • Was sind unsere größten Sorgen? Immer wieder auftauchende Panikpunkte waren Erziehungsfragen, durchbrüllte und schlaflose Nächte, die Zerbrechlichkeit des Säuglings.
  • Was möchten wir als Paar auf keinen Fall aufgeben? Zärtlichkeit, Gespräche und Sex, zum Beispiel.
  • Was würde jeder von uns an Freiheiten nicht oder nur ungern aufgeben wollen? Wäre es überhaupt nötig, sich von geliebten Hobbies zu trennen?

Während unserer Gespräche entdeckten wir außerdem, dass Fips uns beiden noch sehr surreal vorkam. Wir machten uns also daran, unser Baby gemeinsam in unser Leben einzubeziehen: Dazu gehörte besonders der möglichst gemeinsame Besuch beim Frauenarzt. Und das kleine Wunder zu teilen, gemeinsam den Herztönen zu lauschen und die ersten Bewegungen zu sehen, berührte uns beide gleichermaßen. Dazu begann der weltbeste Ehemann an jeden Abend meinen Bauch mit einem Schwangerschafts-Pflegeöl zu massieren. Das duftete nicht nur köstlich nach Zitrone, sondern war vor allem ein schönes Ritual. Mir tat es gut zu sehen, wie stolz er dabei den langsam wachsenden Bauch betrachtet, und ich fand, dass dem Fips dieser Erstkontakt auch sehr gefiel. Außerdem fanden wir dabei jeden Abend ein paar Minuten zum Reden und Paarsein.

Go: Betriebsanleitung für werdende Papas

Eine weitere Maßnahme zur Fips-Annäherung war ein einfacher Buchkauf. Denn eine der größten Fipspapa-Sorgen war, mit dem Baby nicht zurecht zu kommen und es irgendwie „kaputt“ zu machen. Sonst nimmt er ohne zu zögern jeden Mechanismus auseinandernimmt, repariert kaputte Autos und reißt baufällige Häuser ab, aber bei einem Neugeborenen hatte er Berührungsängste. Denn dafür gibt es ja keine Bedienungsanleitung!

Gibt es nicht? Gibt es wohl! Und der Fipspapa war sehr glücklich als er endlich das Handbuch zur „Betriebsanleitung: Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung“ fand: Technisch korrekt und männerkompatibel geschrieben, und mit allen Tipps von der korrekten Auswertung akustischer Signale bis zum Übergang in den Schlafmodus. Klingt lustig? So liest es sich auch.

Vielleicht hätten wir gleich zu Beginn der Schwangerschaft in das entsprechende Pendant namens „Betriebsanleitung zur Prozessoptimierung und Erhöhung des Produktkomforts“ investieren sollen – inklusive Sicherheitshinweisen!

Nun ja, vielleicht beim nächsten Mal. Fakt ist jedenfalls dies: Seitdem der Fipspapa dieses Buch besitzt und regelmäßig darin blättert, hat er viel weniger Angst. Und wir sind beim gemeinsamen Lesen und Lachen wieder ein Stückchen enger zusammengerückt.

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9 Gedanken zu “Hilfe, mein Partner interessiert sich nicht für die Schwangerschaft!

  1. goldenhue schreibt:

    Das liest sich so schön bei dir ❤
    Bei mir ist es leider anderst. Hier zerbricht gerade alles und ich fürchte ich kann es nicht mehr zusammen halten.
    Aber ich werde ab sofort für das Bauchbaby und mich sorgen und kümmern und werde sehen ob er irgendwann wieder "bock" auf uns hat oder auch ob ich dann überhaupt noch "bock" auf ihn hab, weil irgendwann ist es einfach zu kaputt.
    Aber bei den meisten Pärchen klappt es ja gut und das ist gut so 🙂

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    • Sabine Wirsching schreibt:

      oh je, das tut mir sehr leid zu hören ❤ aber auch wenn es hart klingt: bevor man auf einen "bockhaber" angewiesen ist, kann frau es doch besser allein! ich wünsche dir viel kraft und dass du das kleine glück in deinem bauch gut behüten kannst, damit es groß und stark wird. alles alles liebe!!

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      • Sabine Wirsching schreibt:

        und noch ein PS: all das schöne bei uns ist ein ergebnis von viel (und oft) harter beziehungsarbeit. aber die lässt sich nur leisten, wenn beide dazu bereit sind. ansonsten machst du es genau richtig, wenn du die konsequenzen ziehst.

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